Dienstag, 30. April 2013


Die erste Woche in Rethy

Jetzt ist tatsächlich schon mehr als eine Woche vorbei, seitdem wir hier in Rethy angekommen sind. Es ist echt erstaunlich wie schnell die Zeit hier vergeht und wie viel wir momentan zu tun haben oder vielmehr erledigen wollen. David ist fleißig mit der Elektrik in und um das Haus, repariert nebenbei die vom Blitz zerstörte Richtfunkantenne für unser Internet. Simon ist fleißig am Rösten und ausprobieren immer auf der Suche nach der perfekten Röstung und bringt nebenbei wieder Ordnung in die Factory und das Lager im Container. Samuel beseitigt fleißig seine Käfer in der soften Ware (okay eher seine Bugs/Fehler in der Software)  nebenbei arbeitet er an seinen sonstigen Aufgaben seiner gefühlt ewig langen to do-Liste und gewöhnt sich langsam an den geänderten Tagesrhytmus. Ich habe neben dem bloggen und texten für Blog und Homepage angefangen weiter Vorhänge zu nähen und ein eigenes Office für Samuel und mich herzurichten. Ihr seht also, Langeweile kommt hier so schnell keine auf. Nebenbei wird aber auch Volleyball gespielt, Film geschaut, Karten gespielt und versucht ein wenig mehr Vokabeln der fremden Sprachen (vor allem Suaheli und Französisch) zu lernen. Vielleicht verstehen wir ja beim nächsten Suaheli Gottesdienst ein bisschen mehr als nur „Ja“ und „Amen“.

Hier mal ein paar Bilder der ersten Tage in Rethy:




David unser Elektriker



Samuel unser Informatiker






Projekt neues Office I








Projekt neues Office II


Projekt neues Office III ("Du kommst hier nicht rein")

Projekt neues Office IV ("Luke, ich bin dein Vater")

Baraka, der Sohn von Mama Josephine, bewacht den geflickten Reifen

Oh, hatte ich vergessen zu erwähnen, dass wir wieder (!) mal einen Platten hatten...^^ Aber wieder hat es genau so gehalten, dass wir schon wieder daheim waren, als wir es bemerkt haben.

Simon und Baraka fleißig beim Reifenwechsel :-)
Manu unser Koch
Mirjam und Micheline, Frau und Tochter von Calvin


Dramani ("Pretender")


Mama Josephine beim Waschen


ACHTUNG: Perlhühner stehlen unsere Senke




Volleyball I: So wird hier das Netz aufgehangen

Volleyball II: Warm-Up vor dem Spiel :-)






Donnerstag, 25. April 2013


Der Weg nach Rethy

Samstagmorgen (20.04.) sollte es wie geplant um 7 Uhr mit dem Auto los in Richtung Rethy gehen. Wie wir mittlerweile wissen, läuft in Afrika vieles nicht so, wie es ursprünglich geplant war.  So auch dieses Mal. Da unser Hotel in Kampala keinen Parkplatz hat und es sich nicht empfiehlt, dass Auto unbewacht stehen zu lassen, hatten wir den Landcruiser auf einem Parkplatz in der Nähe mit Tag und Nacht Security abgestellt. Da auf diesem so viele Autos wie möglich passen sollen, werden die Autos von den Angestellten bei Bedarf in zweite Reihe oder komplett umgeparkt. Dies bringt natürlich auch mit sich, dass man den Autoschlüssel dort deponieren muss. Nun ergab sich folgendes Problem: David wollte kurz nach halb 7 das Auto holen (Der Parkplatz öffnet nach Schild auch um 6:30Uhr), leider war außer den Sicherheitsleuten keiner da und der Zuständige ist eben erst eine dreiviertel Stunde später aufgetaucht (Afrikaner arbeiten eben gemütlich und ohne Eile)
1. Verzögerung.

Nachdem wir dann das Hotel mit voll bepacktem Auto letztendlich verlassen konnten, waren wir alle frohen Mutes. Es war ja immer noch recht früh und wir hatten für unsere Fahrt + zweimal Grenzübergang ja immer noch genügend Zeit… Das es dann doch nicht ganz genau so reibungslos weiterging, kann man sich nun ja auch schon fast denken-Afrika eben. Wenigstens sind wir noch aus dem Verkehr der Innenstadt von Kampala rausgekommen,  bevor wir wegen diverser leuchtender Warnlämpchen an einer Tankstelle in Kawempe (äußerer Stadtteil von Kampala) Halt gemacht haben. Dort wollten wir zunächst unseren Ersatzreifen reparieren und aufpumpen lassen und noch einmal die Batterien und Sicherungen checken lassen, um die Fehlerquelle für den leuchtenden Tannenbaum auf dem Armaturenbrett  ausfindig zu machen. Letztendlich war es eine kaputte Lichtmaschine (d.h. kein Laden der Batterien mehr möglich), wahrscheinlich durch den Austausch einer kaputten Batterie zwei Tage zuvor. Hier mal ein paar Bilder von „afrikanischen“ Freiland-Werkstätten:

Mechanikstunde bei David
Das ist wohl beim Auffüllen der Batterie passiert, aber nicht das Problem

Unser Mechaniker

Beim Einbau der neuen Lichtmaschine

Reifenflicken I

So flickt man heute Reifen, nein das ist kein Kaugummi

Als um 11 Uhr die Fahrt dann endlich weiterging, waren wir bereits nicht mehr ganz so sicher, ob wir es heute in den Kongo schaffen würden. Trotzdem fuhren wir non-Stop weiter, ugandische Straßen sind ja auch noch nicht so schlecht…

Uganda-Straßen I + Mopedtransporter

Instandsetzung Uganda-Straßen II

Neu Instandgesetzte Uganda-Straßen III 

Dann noch ein kurzer Zwischenstopp im „Ananas-Paradies“ (0,22€/Ananas) und rein in den Regenschauer. So regnen kann es auch nur hier in der Regenzeit. Wobei ist gerade Regenzeit oder nicht? Das kann hier niemand mehr so genau sagen.

Simon will die Ananas am liebsten gleich so essen :-)

Kawumm und plötzlich war der Regen da

Und wie es regnet. Wo ist die Straße unter diesem Fluss Regenwasser?

Nach dem Schauer: Uganda Straßen IV

Nilüberquerung und Karuma Falls


Kurz vor der ugandischen Grenze in Nebbi, es war gerade halb 5 somit immer noch genug Zeit bis die Grenze um 18 Uhr schließt, bemerkte David plötzlich, dass das Auto komisch fährt. Und tatsächlich der rechte hintere Reifen verlor Luft und zwar relativ schnell. Dann hieß es nur noch schnell zur nächsten Tankstelle, die glücklicherweise keine 100 Meter mehr entfernt war. Ging gerade noch gut und der Felge war nichts passiert. Also Reifen runter, Ersatzreifen drauf, richtigen Reifen reparieren lassen, Ersatzreifen runter, Reifen wieder drauf. Ja wir haben ja genügend Zeit – NICHT.

David und Simon begutachten den platten Reifen

Dann noch kurz ein paar Chapatis (eine ziemlich leckere Mischung zwischen Fladen und Pfannkuchen, sehr verbreitet in Kenia und Uganda) für den Weg und auf zur ugandischen Grenze, haben ja erst kurz nach 5, immer noch genügend Zeit. Und tatsächlich hat die ugandische Grenze noch auf, doch nun der nächste Rückschlag: Es ist Samstag und samstags machen die Kongolesen ihre Grenze meist schon um 15Uhr zu… Tataaa alle Hetze umsonst. Naja wenigstens haben wir es noch vor dem ugandischen Grenzübergang erfahren und konnten in die nächste Stadt zurückfahren und uns ein Hotel (oder ähnliches, man bedenke wir sind in Afrika:-) suchen. Andernfalls hätten wir die Nacht im Auto irgendwo im Niemandsland zwischen Uganda- und Kongo-Grenze verbringen müssen. In Paida haben wir eine relativ neue Hotelanlage gefunden und waren überaus zufrieden mit unserer Unterkunft und der Sicherheit für unser Auto+Gepäck. In Paida gibt es sogar seit gut einem ¾ Jahr auch Strom, Luxus pur!

Unser Hotel in Paidha (Uganda)

Nach dem abenteuerlichen Samstag ging die Weiterreise ohne Probleme von statten. Unsere Stoßgebete haben sehr geholfen, so verliefen beide Grenzübergänge reibungslos und wir mussten nichts verzollen. Davids Suaheli und seine bisherigen Erfahrungen haben sicherlich auch viel geholfen. Danach ging es über die Kongo-typischen Straßen endlich nach Rethy und die Freude war groß als wir mit einem Tag Verspätung endlich ankamen.


Goodbye Asphalt - Uganda Straßen V

Mahagi - kongolesische Grenzstadt, Asphalt? negativ.

Kongo Straßen I

Kongolesisches Wohnhaus/Lehmhütte, davor  liegt die Cassava  Wurzel (oder auch Maniok oder Yuca in anderen Erdteilen) zum Trocknen aus (aus ihr wird Fufu, eine Art Brei Grundnahrungsmittel im Kongo hergestellt, bei uns auch als Pattex oder Delta Force bekannt)

Kongo Straßen II

Ankunft in Rethy: Calvin und Simon

Saula und David

Samuel und Saula

Franzi und Saula

Sonntag, 21. April 2013

Update


Hey ihr Daheimgebliebenen,

Jetzt gab es doch eine "längere" Pause bis zum ersten Eintrag.
Kurzes Update vor dem ersten „richtigen“ Eintrag: Wir sind mittlerweile gut und behütet in Rethy angekommen. Die Reise ging allerdings einen Tag länger als geplant. Wegen ein paar Problemen am Auto sind wir etwas langsamer als geplant unterwegs gewesen und die Grenzen waren schon zu. Der Eintrag zu unserer Weiterreise folgt in ein paar Tagen. Nun aber erst mal etwas zu unserem Aufenthalt in Kampala.
Kampala

Dienstag bis Freitag (Tage 1-5)  haben wir in Kampala damit verbracht uns im Aponye Hotel vom Flug zu erholen und für unsere Weiterreise in den Kongo einzukaufen. Die Flüge über Addis (Äthiopien) nach Entebbe/Kampala Uganda verliefen ohne Komplikationen und wir haben Dienstagnachmittag tatsächlich alle Taschen sicher ins Taxi verladen können. Allerdings frage ich mich immer noch, wie acht Taschen, vier Rucksäcke, vier Laptoptaschen, fünf Personen (wir vier plus der Taxi driver) in das Auto gepasst haben. In Afrika ist vieles möglich.

Auf unserem Einkaufszettel standen neben Lebensmittel (vieles bekommt man im Kongo nur für den doppelten oder dreifachen Preis; Mehl statt ca. 1$ pro Kilo für 2 oder 2,50$), Mobiltelefone, Deckbetten, Kissen auch Bügeleisen, Insektenspray und Klopümpel. Ein ganz besonderes Unterfangen war es leere Kartons für Umoja zu besorgen. Simon und David haben sich dafür in ein Viertel gewagt, wo man besser nicht mit seinem PKW zum beladen vorfährt. Was macht man also? Man organisiert sich drei Träger, die die 80 Kartons kurzerhand auf ihrem Kopf bis zum Auto tragen und auch noch helfen den Dachgepäckträger zu beladen. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt gehören die Leute hier zu den eindeutigen Ladungsexperten. 

Neben unseren schweißtreibenden Einkaufstouren in den Supermärkten, sowie den Straßen und Gassen von Kampala, haben wir am Donnerstagabend noch Simone besuchen können. Eine TAZ-Reporterin, die doch tatsächlich auch aus der Baden-Badener Gegend kommt. Es war unheimlich spannend zu hören, was die Krisenreporterin zu erzählen hat und vor allem wie sie als weiße Frau auf dem schwarzen Kontinent zurechtkommt. Der Abend wird noch lange bei uns im Gedächtnis bleiben.

Am  Samstag haben wir uns auf den Weg Richtung Rethy gemacht, das gibt aber denke ich wieder einen eigenen Blogeintrag. Nur für euch jetzt unten noch eine kleine Ode an Kampala, wie ich sie erlebt habe. Die Übertreibung ist ganz bewusst so gewählt.

Kampala – was bist du nur für eine vielseitige Stadt. Mal zeigst du dich schwülheiß, mal vermüllt und richtig dreckig, brechend voll mit Leuten. Schweiß-, Urin- und Essensgerüche mischen sich in der Hitze des Tages, begleitet vom Lärm des Verkehrs, der Boda Boda-Fahrer (Moped-Taxi), dem Gewusel der Händler, Bettler und sonstiger Leute, die sich tagsüber in der Stadt herumtreiben.  Nachts sind manche Straßen wie leergefegt, was bleibt ist ein leichter Duft vom Smog des Tages der über dem Müll der Tagesgeschäfte liegt. Als Besucher wird man allein schon von den vielen Eindrücken, die du lieferst, betäubt, ganz zu schweigen davon, wenn man sich in dein Gewühle hineinwagt. Anstrengend, eindrucksvoll und schweißauftreibend. Einmal im Gewirr deiner vielen Gassen, Geschäfte und Verkaufshäuser  im Getümmel der Menschen  verschwunden, fällt  einem das Atmen schwer. Die stickige, verbrauchte Luft und die Menschenmasse, die sich als schwitzender, glitschiger Aal an dir vorbeischiebt lässt deine Lunge zu Hochleistungen auffahren. „Mzungu“ aufgepasst, wenn du dich einmal in das Herz der Stadt hineinwagst! Kaum zu glauben, dass du auch eine ganz andere Seite zeigen kannst. Große, farbige Hochglanzposter rühmen den Luxus verschiedener Produkte an, die sich wenn überhaupt nur ein Bruchteil deiner Bevölkerung jemals leisten kann. Banken, „Shopping Malls“ mit endlosen Fensterfronten und polierten Böden, sorgen mit hochbewaffnetem Sicherheitspersonal dafür, dass sich die Schichten untereinander nicht vermischen. Kulturschock erleben viele Touristen tag-täglich, wenn sie sich aus dieser westlich-glitzernden Welt auf ein Boda-Boda wagen und durch die Stadtviertel düsen, ihr Herzklopfen hört erst wieder auf, wenn sie durch die Eingangstür ihres 4 Sterne Hotels schreiten. Nach dem Verarbeiten des ersten Schocks ist es ein Fieber das bleibt, eine tiefe Sehnsucht sich noch einmal in deinem Gewirr treiben zu lassen und noch einmal deine Luft zu schnuppern. Kampala, ich komme wieder!


Simon kurz vor dem Aufladen der Kartons; Im Hintergrund zwei der Lastenträger

voll beladener Dachgepäckträger; in dieses Auto müssen nur noch  4 Leute, 8 Taschen etc. :-)


Blick aus unserem Hotelzimmer  direkt auf die Williamsstreet
Wäsche wird auf dem Dach gegenüber getrocknet


Lastenträger; im Hintergrund: Boda Boda Fahrer, die auf Kundschaft warten

Für afrikanische Verhältnisse halbvoller LKW

Blick auf den Matatu-Park 

Mitten im Matatu-Mark: Obstverkäuferin

Kampala Life I

Kampala Life II

Kampala Life III
3/4 voller LKW, aber immer noch nicht voll :-)


fresh fruits



noch mehr LKWs. Alle vor unserem Hotel