Donnerstag, 23. Mai 2013


What a week...

Seit letztem Mittwoch sind wir wieder in Rethy. Was seitdem alles passiert ist… manches davon kam uns so unrealistisch vor. Unsere Rückfahrt hatte sich richtig angenehm gestaltet. Wir waren gut in der Zeit und jeder von uns unerfahrenen Kongostraßen-Autofahrer (also alle außer David) durfte eine Fahrstunde bei David nehmen. Für ihn mindestens genauso anstrengend wie für uns. Aber mit Geduld und geringer Geschwindigkeit ging alles gut und wir sind nun alle auf dem Weg zu fähigen Kongostraßen-Fahrern zu werden.  Jehaaaa. Spaß macht‘s auf jeden Fall aber anstrengend ist es sag ich euch, nix im Vergleich zum deutschen Straßenverkehr.


Donnerstag und Freitag gingen wir einem einigermaßen normalen Arbeitsalltag nach, soweit man diesen „normal“ nennen kann… Das Office für Samuel und mich ist nun fast fertig, Strom und Licht ist bereits vorhanden, was fehlt ist der letzte schwarze Anstrich der Bodenleiste und eine versuchsweise Fleckenminimierung an der Wand. Naja sowas passiert, wenn zwei verschieden Cremefarben benutzt. Mal sehen, wann ich dazu komme-Streichen ist nicht so meins  :-/
David unser Kletteraffee beim Einbau unseres neuen Schwimmer gesteuerten Ventils fürs automatische Auffüllen unseres Wassertanks


Neues Office Part II - da unten sollte eigentlich blau hin, hab mich dann aber doch dagegen entschieden

auch wenn es  nach deutschen Verhältnissen nicht mithalten kann...

Blick aus dem Fenster

Blick aus der Tür

...dennoch ist es richtig schön geworden...(okay abgesehen von den Flecken an der Wand)

und manchmal bin ich doch im anderen Office, vor allem wenns um die neue Buchhaltung geht :-) (da merkt man an der Wand aber deutlich den Unterschied zwischen meiner Ölfarbe und Farbe auf Wasserbasis)

Nun zum Wochenende. Am Samstag sind Saula und David zusammen aufgebrochen um das Auto an der Grenze für weitere 30 Tage anzumelden und nebenbei noch ein wenig einzukaufen. Wie es dann so kam, waren sie länger als geplant unterwegs hatten dafür aber auch die Gelegenheit noch Rohkaffeebohnen einzukaufen. Kaffeesaison ist hier immer zwischen November und Februar, so ist es in der Nebensaison natürlich immer etwas schwerer guten Kaffee günstig einzukaufen. Sobald sich da eine Chance bietet, sollte man zuschlagen, bevor es die Ugander tun ;-) Abends kam dann die Sensationsnachricht für Rethy: Der Gouverneur und sein Team kommen nach Rethy! In das Gästehaus, quasi als unsere Nachbarn. Ich sag euch ganz Rethy war komplett aus dem Häuschen, so viele Autos, Militärs und hohe Tiere habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen. Da war Mordsgaudi. Der Besuch war soweit ich weiß, eigentlich erst für dienstags geplant gewesen, daher dann die Überraschung am Abend, dass der Gouverneur gerne sonntags früh die Factory besichtigen würde… 
Ich sag euch, da war plötzlich ziemlicher Betrieb bei uns, denn wir hatten ja eigentlich keinen gerösteten Kaffee mehr im Store... Also alle Maschinen anschmeißen (nach 19 Uhr abends!) und das Rösten vorbereiten. Bääm, nächster Hammer: ein Abgesandter kam kurz darauf zu uns herüber schaute sich unser Haus und Wohnzimmer an und fragte kurzerhand, ob der Gouverneur heute Abend schon kommen könnte und für sein Delegationsmeeting vielleicht auch unsere Räumlichkeiten, kurz unser Wohnzimmer benutzen könnte. Ich sag euch, was dann in der nächsten halben Stunde passiert ist war ein wahres Wunder, dass wir alles so schnell aufgeräumt und gerichtet bekommen haben. Da musste im Wohnzimmer erst noch der Wäschekorb mit der Unterwäsche weggeräumt werden, genauso wie Platz geschaffen werden für ungefähr 30 Leute und natürlich frischer Kaffee gekocht werden. Ehe wir uns wieder fassen konnten war unser Wohnzimmer mit den wichtigsten Leuten aus Rethy und Kwandroma gefüllt und die Delegation sowie der Gouverneur hatten auf unserem Sofa und unseren Sesseln Platz genommen. Simon und Saula waren den ganzen Abend über kräftig am Produzieren und so konnte die Delegation die Produktion hautnah miterleben und wir 3 anderen Wazungus haben 2 ½ Stunden dem Meeting beigewohnt und konnten auch dank des Governeurs fleißig Werbung für Umoja machen. Das ZDF war live dabei, okay vielleicht auch nur eine gebrauchte Kamera des ZDF. Aber es macht schon extrem stolz, wenn der Gouverneur die Kaffeepackung in die Kamera hält und von einem guten Vorzeigebeispiel von einem qualitativ hochwertigen im Kongo produzierten Produkt spricht! J Nach dem Meeting ging es dann weiter mit der Nachtschicht. Die einen waren fleißig am Produzieren, David musste noch ein Paper über das Wasserkraftwerk in Rethy und mögliche Ausbaumöglichkeiten verfassen und andere haben die Küche und das Esszimmer auf Vordermann gebracht sowie fleißig Brot gebacken, falls der Gouverneur am nächsten Morgen nicht nur Kaffee trinken möchte sondern auch noch mit uns Frühstücken will…
Das Meeting am nächsten Morgen war sehr entspannt. Davon abgesehen, dass wir unter freiem Himmel gefrühstückt haben und an jeder Ecke des Grundstücks Soldaten der FRDC standen und ein anderer mit der Panzerfaust in der Hand Patrouille gelaufen ist^^

David mit dem Gouverneur der Provinz Orientale

und mit seinem engsten Assistenten 


Auf jeden Fall sind wir nun um ein paar vielversprechende Kontakte reicher und hatten ein echt ereignisreiches Wochenende.


Nun sind wir noch bis Donnerstagmorgen in Rethy, bevor es dann wieder nach Kampala geht. David wird bei einer deutschen Hilfsorganisation ein paar Tage mit der Elektrik und Stromversorgung helfen und wir restlichen werden Arbeitsanweisungen schreiben, die Software weiterentwickeln und Texte für die Homepage schreiben/übersetzen. Vielleicht werden wir ja auch mal ins Kino gehen.

Bis zum nächsten Eintrag…

Davids Geburtstag – kleiner Nachtrag

Letzte Woche Montag ist mein David ein Jahr älter geworden - Grund  zum Feiern.

Pizzabacken einmal anders:
Man nehme ein Stück Hefeteig, rolle ihn aus und lege ihn auf ein Stück Alufolie. Als nächstes Zutaten und ganz wichtig Käse aus Goma drauf (In Bunia gibt es sage und schreibe 1 Käsesorte). Dann alles zusammenklappen, Alufolie verschließen, auf die Glut des runtergebrannten Lagerfeuers legen, 5-7 Minuten von jeder Seite und anschließend eine super leckere Calzone genießen! Dazu eine gute Gemeinschaft und angeregte Gespräche - Schöner Tag.

Auf 3 geht's los: Pizza machen!


1. Teig ausrollen

2. Tomaten"pampe" drauf

3. Teig ausgiebig ausrollen und noch mehr Tomaten"pampe" drauf

4. Belag drauf...hey, aber nich den guten Käse vergessen!

5. Teig zusammenklappen - Calzone, hmmm lecker

5. In Alufolie packen

6. Auf die Glut...

7. wenden...

8. Genießen

yummy ;-)



Donnerstag, 16. Mai 2013


Bunia – Leben auf der Missionsstation und MARKETING

Aus unserem für 5 Tage geplanten Aufenthalt in Bunia sind mittlerweile schon 12 Tage geworden. Bunia ist abgesehen von der Grenzstadt Mahagi die nächstgrößere Stadt und ist ca. 4-5 Stunden (150 km) Fahrtzeit mit dem Auto entfernt, sehr stark abhängig natürlich wie immer hier von der Wetterlage und der Anzahl an feststeckenden Lkws. David und Simon wollten hier vor allem ihre bisherigen „Vertriebspartner“, Shops und Restaurants besuchen, um Kontakte zu pflegen, nachzufragen, wie das Geschäft läuft und natürlich auch um wieder Nachschub an Kaffee nach Bunia zu bringen. Die Gelegenheit haben sie aber auch genutzt neue Kontakte zu knüpfen und wichtige Geschäftsmänner zu treffen. Genau aus diesem Grund hat sich unser Aufenthalt hier auch ein bisschen verlängert. Man muss natürlich alle Chancen nutzen, die sich da so ergeben. Business im Kongo bedeutet gleichzeitig immer auch sich mit einem korruptem System rumschlagen, wo eine gefühlt endlose Schlange an Offices nur mit Dollars, Dollars und wieder Dollars zufrieden zu stellen ist. Ach so hier weiß übrigens niemand so genau, was z.B. die offizielle Besteuerung solcher Kleinunternehmen ist. Da heißt es dann ruhig bleiben, durchschnaufen und sich die richtige Unterstützung zu suchen. Bisher machen das Simon und David richtig gut, da kann ich manchmal nur staunen, nichts für schwache Nerven sag ich euch ;-)

Ich nutze die Zeit, um Dinge einzukaufen die wir so in Rethy nicht bekommen. Neben Moskitonetzen und neuen FlipFlops haben wir nun auch endlich eine neue Toilette!!! Juhu. Die muss in Rethy jetzt nur noch eingebaut werden. Über was man sich so freuen kann^^ Immer gut ist natürlich die Begleitung von einer erfahrenen Missionarin. Priscilla ist für mich die Weltmeisterin im Handeln und Feilschen. Es ist außerdem echt mal schön, mit jemand vom gleichen Geschlecht und der gleichen Kultur reden zu können.

Ach so natürlich freuen wir uns auch seit Samstag wieder über den Strom, der nach glaub fast 14 Tagen Blackout wieder zurückkam, jetzt klappt das mit dem Blog schreiben auch besser und auch Samuel ist froh, dass er nicht mehr anstehen muss, um seinen Laptop an der durch einen Generator immer wieder aufgeladenen Batterie zu laden. Für Stromausfälle ist eine Missionsstation im Kongo aber in jedem Fall ausgerüstet. Man duscht hier ja sowieso meistens kalt und gekocht wird entweder mit Gas oder auf dem „Jiko“, einem Holzkohleherd. Generator und diverse Autobatterien bringen die in jedem Zimmer zur normalen Beleuchtung installierten 12V Lampen zum Leuchten und sorgen auch dafür, dass die angegliederte Radiostation RTK wenigstens morgens und abends für ein paar Stunden ihr Programm senden kann.  

Simon hat die letzte Woche genutzt um mal richtig mit anzupacken und zu arbeiten. Er hat von Dienstag bis Freitag einen Teil des Diguna Teams nach Bogoro begleitet und dort mitgeholfen die Schule weiter aufzubauen. Was er neben Steine klopfen und Zement anrühren noch so gemacht und erlebt hat, erzählt er euch vielleicht selber noch :-P

Neben diversen Besuchen in Cafés und Restaurants (sehr viele davon Kunden) immer in Verbindung mit einer kühlen Soda waren wir zweimal bei Bekannten und Freunden von David eingeladen. Wen der hier alles kennt ist echt verrückt^^. Am erstaunlichsten fand ich die Einladung von einem Pastor und seiner Frau. Der Pastor  war an dem Tag der Einladung wegen einer Geschäftsreise nicht anwesend. Seine Frau hat für ein leckeres Menü aus Pommes, Fisch und Zwiebeln aufgetischt und alles in rauen Mengen. Nachdem sie jedem von uns Wasser und Seife zum Händewaschen gereicht hat, ist sie während des Essens rausgegangen. 3 Weiße sitzen in einer fremden Wohnung und essen das Essen zu dem sie eingeladen worden, ohne jedoch dass der Gastgeber dabei ist. Die Frau ist eher selten oder nur dabei, wenn der Mann auch anwesend ist. Seltsame Vorstellung, für hier aber wohl ganz normal.

Am Mittwochvormittag durfte ich Priscilla zu ihrer Arbeit ins Krankenhaus begleiten. Die gelernte Arzthelferin wurde von einer Kanadierin ein bisschen in die Physiotherapie eingelernt. Und hilft jetzt bei den Übungen für Patienten, die länger liegen, eine Operation am Bein hatten und wieder laufen lernen müssen oder sogar ein Bein amputiert bekommen haben. Krankenhäuser im Kongo sind ja sehr speziell, aber dennoch fand ich die Arbeit sehr spannend und die Luft war dank ausreichend Wind nicht so schlecht, wie sonst. Dennoch ist es wohl normal an seinem ersten „Arbeitstag“ mit den ganzen neuen Eindrücken und Gerüchen überfordert zu sein und der ein oder andere bekommt dann schon mal Kreislaufprobleme oder kippt um…Naja so hab ich Priscilla auch geschockt und hab kurzerhand entschlossen kurz wegzutreten^^ Wie ihr seht hab ich mich dann aber auf einem Krankenhausbett sehr schnell erholt. So was muss man auch einfach mal erleben.

So, ansonsten genießen wir, dass wir auf der Diguna Station hier in Bunia als Gäste immer willkommen sind. Es ist so einfach viel praktischer und günstiger für uns, wenn wir nicht schauen müssen, in welchem Hotel wir unterkommen. Die Gemeinschaft tut uns und dem Team gut und wir haben eine gute Zeit zusammen. Mal sehen  wie lange wir jetzt noch hierbleiben. Geplant ist jetzt zunächst mal Donnerstag. Ich versuche euch aber auf dem Laufenden zu halten.





Fahrt nach Bunia:


Nur einer von vielen stehengebliebenen LKWS, bei den Straßen und den Beladungen kein Wunder^^



Hier wird die Ladefläche gleich mal voll ausgenutzt...



Traumstraßen für LKW-Fahrer I



Traumstraßen für LKW-Fahrer II



Platten Nummer 1000irgendwas



Unschöne Beule...Ob man den nochmal flicken kann, vielleicht einen Schlauch rein?!




Vertrauenserweckende Brücken...


Und ja, hier fahren auch die LKWs drüber...Ihr wisst ja in Afrika ist vieles möglich


IN BUNIA


Straßengewusel in Bunia


Simon vor der Hauptstraße in Bunia


Ein neuer Kunde: Shop von Bienvenue


Noch eine neue Kundin: Café de la paix

Besuch im Krankenhaus


Röntgengerät

Labor...

OP-Saal 

Priscilla ist 5 cm gewachsen^^ (oder wie man in Afrika pi mal Daumen die Größe misst)

Ha, auch ich darf bei meinem nächsten Perso 5 cm zur Größe dazuzählen...Wusste doch, dass ich eigentlich größer bin :-D

Micheline, freudestrahlend trotz Beinamputation
Fotos vor allem mit Wazungus wie uns, werden gern gemacht!

Laufen lernen nach einem Piki Unfall


Am Erholen im Krankenhausbett ^^ Cola hilft hier bei einfach allem... Wie schnell sich das rumgesprochen hat, dass die weiße Besucherin umgekippt ist. Sogar unser Piki-Fahrer für den Rückweg wusste schon Bescheid und ist extra vorsichtig gefahren. Ich werde wohl in Erinnerung bleiben :-)